Wer wie ich großen Wert darauf legt, dass seine Drogerieprodukte kein Mikroplastik, keine Parabene oder andere schädliche Inhaltsstoffe enthalten, wird irgendwann anfangen, sich mit Naturkosmetik zu beschäftigen. Bei konventioneller Kosmetik besteht die Basis überwiegend aus Paraffin, Wasser und Silikonen. Das mag uns als Konsument das Gefühl geben, daß die Haut gepflegt und glatt ist. Fakt ist, das solche Substanzen keinen Nährwert haben. Konventionell hergestellte Kosmetik ist überhaupt nicht darauf ausgerichtet, Haut und Haar zu verbessern. Im Fokus steht ein billiges Produkt mit einfacher Anwendung.

Dabei lassen sich praktisch alle Effekte, die mit chemischen und künstlichen Zusätzen bewirkt werden, auch über natürliche Bestandteilen erzielen. Der Peeling-Effekt von Mikroplastik zum Beispiel ist genausogut durch Kaffeepulver herstellbar. Natürliche Inhaltsstoffe ersetzen aber nicht nur, sondern haben auch noch weitere positive Effekte. Kaffeepulver etwa fördert zusätzlich die Durchblutung und im Falle eines Shampoos sogar das Haarwachstum. Nutze ich hingegen ein Gesichtspeeling mit Mandelmehl oder Kokosflocken, so ist es feuchtigkeitsspendend und rückfettend. Wenn man sich gut auskennt, eröffnen sich da also eine Menge Möglichkeiten.

Schwer zu durchschauen

Doch Naturkosmetik ist nicht gleich Naturkosmetik. Und zwischen der gekauften und selbst hergestellten Variante besteht erst recht eine Menge Unterschiede. Denn wenn ein Anbieter auf Parabene, Mikroplastik und Silikone verzichtet, heißt das nicht gleich auch, dass die verwendeten natürlichen Inhaltsstoffe hochwertig sind. Zudem gibt es unterschiedliche Siegel. Das BDIH-Siegel ist zum Beispiel nicht so streng wie das NaTrue-Siegel, das sich wiederum vom Ecocert-Siegel unterscheidet. Aber wo liegt der Unterschied zwischen Kosmetik, die natürlich, naturnah oder bio ist? Wenn man sich da als Konsument nicht auskennt, ist das schwer zu durchschauen. Hinzu kommt, daß es sehr viele Anbieter gibt, die zwar mit ihrem natürlichen Image werben, aber letztlich nur ganz konventionelle Kosmetik anbieten. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man sich seine Produkte selbst herstellt. Und das hat noch weitere Vorteile.

Individuell und persönlich

Zum einen hat man wirklich nur dann die Garantie, dass am Ende ausschließlich hochwertige Inhaltsstoffe enthalten sind, wenn man sein Produkt selbst herstellt. Zum anderen – und das kann kein industrielles Produkt leisten – lässt sich selbst hergestellte Kosmetik perfekt individualisieren und auf meine persönlichen Bedürfnisse abstimmen. Individualisierung ist in so vielen Bereichen längst zum Alltag geworden. Warum sollte das gerade dort, wo es um unseren Körper geht, anders sein?

Beispiel Shampoos: Da gibt es welche gegen fettige Haare und gegen schuppige Haare. Aber gibt es auch Shampoos für fettige feine Haare oder fettige dünne Haare oder schuppige und lockige Haare? So vielfältig kann kein industrieller Anbieter arbeiten, und zwar weder bei konventioneller noch bei Naturkosmetik. Wenn ich mir hingegen mein Shampoo selbst herstelle, ist das absolut möglich. Genau wie mein Deo, Pflegecreme, Lippenbalsam oder mein Gesichtswaschgel auch ganz individuell angepasst an meine Bedürfnisse und meinen Hauttyp sind. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

Verpackung und Haltbarbeit

Mehr noch: Nur bei selbst hergestellter Kosmetik kann ich Einfluss auf die Verpackung und die natürliche Haltbarkeit nehmen. Denn leider kommt auch industrielle Naturkosmetik nicht ohne Flaschen, Tuben oder sonstige Plastikbehältnisse aus. Das erzeugt zum einen überflüssigen Müll, zum anderen endet ein Großteil dessen wieder als Mikroplastik im Meer. Bei selbst hergestellter Kosmetik hingegen können wir darauf achten, dass ausschließlich Glasbehälter zum Einsatz kommen, hygienisch und sauber, damit die Produkte nicht verkeimen.

Darüber hinaus ist die Haltbarkeit ein wichtiges Thema. Konservierung kann ich durchaus auch auf natürlichem Weg erreichen, zum Beispiel durch Tocopherol (Vitamin E). Oder ich verwende ätherische Öle, die eine antibakterielle, antivirale und antifungizide Wirkung haben. Andererseits muss nicht jeder Artikel ewig halten. Am Ende ist es besser, ein Produkt zu haben, die man in ein oder zwei Wochen aufbrauchen muss, anstatt sich etwas in den Schrank zu stellen, das ein Jahr hält, dafür aber voll ist mit Chemie.

Spaß haben und ein gutes Gefühl

Nicht zuletzt soll die Herstellung von Naturkosmetik aber auch Spaß machen. Denn es macht Spaß zu experimentieren, es macht Spaß, etwas dazuzulernen. Und es macht Spaß, unabhängiger von der Kosmetikindustrie zu werden, die mir immer wieder einredet, ich bräuche dies, das und jenes, um mich besser, schöner, attraktiver zu fühlen. Es ist einfach etwas ganz anderes, wenn man eine Creme oder ein Shampoo benutzt, das man selbst hergestellt hat. Und es tut gut zu wissen, daß man mit der eigenen Kosmetik die Umwelt schützt und nicht mehr bei jedem Gang ins Bad Schadstoffe in unsere Meere fließen lässt, deren negative Folgen wir alle nicht abschätzen können.